Regelmäßige Finanzchecks, eine realistische Budgetplanung, sich nicht verlieren im Klein-Klein, sondern klare Ziele verfolgen, sich eingliedern in aktive Netzwerke und Berufsverbände und nicht glauben, alles und jedes alleine machen zu müssen, so lauten die wichtigsten Empfehlungen an Freiberuflerinnen und solche, die es werden wollen.
Auf Einladung der bundesweiten gründerinnenagentur (bga) kamen annähernd 150 wissensdurstige Frauen zur Fachtagung "Die neuen Freiberuflerinnen" in der Universität Hohenheim. Von Expertinnen aus Wirtschaft und Politik, aus Verbänden und Instituten und von bereits sehr erfahrenen Freiberuflerinnen wollten sie alles über frauenspezifische Chancen, über aktuelle Rahmenbedingungen und künftige Entwicklungen der Freien Berufe erfahren. Sie tauschten sich aus über Stolpersteine und wie sie erkannt werden, erfuhren viel über die vielfältigen Beratungsangebote und machten sich gegenseitig Mut, wo Skepsis und ein Mangel an Risikobereitschaft den Sprung in die Selbständigkeit bisher noch abbremst.
Bereits in ihren Grußworten sprachen Frau Professor Ute Mackenstedt, die Prorektorin der Universität Hohenheim, und Dr. Evenline von Gäßler vom Bundesministerium für Bildung und Forschung von der großen Bedeutung freiberuflich Selbständiger für die Wirtschaft am Standort Deutschland. Ein attraktives Feld mit guten Chancen böte sich insbesondere Freiberuflerinnen mit wissensbasierten und unternehmensnahen Angeboten. Zunehmender Bedarf bestehe im Gesundheitswesen, in den IT-Disziplinen und bei technischen und ingenieurwissenschaftlichen Dienstleistungen. Doch gerade hier seien Frauen immer noch zu wenig vertreten.
Viele speziell für Frauen wichtige Aspekte konnte Gabriele Reimers vom Bundesverband der Freien Berufe während ihres Vortrags einbringen. Der noch junge Dachverband aller freiberuflichen Kammern und Verbände hat das Thema Chancengleichheit im Beruf von Anfang an aufmerksam verfolgt. So kam zur Sprache, dass auch freiberuflich tätige Frauen für gleiche Leistung, zum Beispiel im Anwaltsberuf, bis zu 15 Prozent weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen.
Überhaupt sei festzustellen, dass es auch bei selbständigen und gründungswilligen Frauen vielfach noch an Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl fehle. Nicht zuletzt sei dies ein Faktor, der bei vielen Freiberuflerinnen Zweifel festige, die Vereinbarkeit ihrer Selbständigkeit mit einer Familie sei nicht möglich oder allenfalls um den Preis der Selbstausbeutung. Nicht wenige der anwesenden Fachfrauen konnten diese Einschätzung später durch die Weitergabe eigener Erfahrungen positiv zurechtrücken. Gerade als Freiberuflerin habe eine Frau die Möglichkeit zu einer Art "flexibler Planwirtschaft".
Outsourcing, Mitarbeiterreduzierung und die Notwendigkeit, für wichtige Aufgaben beispielsweise im Weiterbildungsbereich auf erfahrene und qualifizierte Trainerinnen und Trainer zurückgreifen zu können sind, nach den Worten von Brigitte Ott-Göbel von DaimlerChrysler, einige der Gründe, warum die Wirtschaft und insbesondere auch Großkonzerne vermehrt auf die Angebote von Freiberuflern zurückgreifen. Und speziell im verhaltensorientierten Training seien die Perspektiven und Expertisen von Frauen gefragt. Für Irene Hohlheimer vom Nürnberger Institut für freie Berufe wäre deshalb wünschenswert, es ginge ein Ruck durch die neuen Freiberuflerinnen: Noch viel zu wenig nähmen sie bisher Beratung in Anspruch. Das sollte sich ändern, damit noch mehr ihre Chance erkennen.
Quelle: bga
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(Der Link wurde am 18.06.2007 getestet.)
Hintergrund:
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