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München feiert 700 Jahre Jakobidult

16.07.2010

Die Dult ist kirchlichen Ursprungs. Wie viele Klöster und Kirchen, verknüpfte auch das Franziskanerkloster in München Frömmigkeit und Kommerz. Die Mönche erlaubten fliegenden Händlern und Krämern ihre Stände am Platz vor der Jakobskirche während des Patronatsfests um den 25. Juli herum aufzuschlagen. So ging der Name des Hl. Jakobus auf die Jakobi-Dult über. Von Anfang an boten auch auswärtige Händler Waren feil: Tuchhändler, Kürschner, Lederer, Gewürzhändler priesen Tuche, Pelze, Gold- und Silberwaren an und handelten sie en gros und en detail. Sie kamen bis aus Salzburg, Sachsen, Schlesien und aus der Schweiz, aus Savoyen, dem Friaul, sogar aus Schottland und den Niederlanden.

Im Mittelalter hatte die Dult den Stellenwert einer heutigen internationalen Messe und erlangte überregionale wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung. So wandelte sich die missa sacra – die Hl. Messe – mit der Zeit zur missa profana und schließlich zur missa communicativa, zu der sich die Dult zweifellos zählen darf.

Das Angebot ähnelte durchaus dem modernen Sortiment mit Kämmen, Rosenkränzen, Lebzelten, Konfekt, Granatäpfeln und "wilder wurtz" (Gewürz), mit Seide, Seifen, Ölen, Gläsern, Dolchen und Augengläsern aus Venedig. Heute gehen die Münchner eher der riesigen Auswahl an Geschirr "auf d’ Duit". Dazu gibt’s Kettenkarrussell und Kasperltheater für Groß und Klein.

Einstens sorgte fahrendes Volk für die Unterhaltung des Publikums. Besonders apart dürfte das Purgierzeltl gewesen sein – purgieren bedeutet reinigen inklusive des Gedärms. Quacksalber, Wasserdestillierer, Taschenspieler, Seiltänzer, Marionettenspieler, Zahnbrecher – bunt war die Gesellschaft, die sich zur Jakobidult zusammenfand. Seit 1903 wird die Jakobidult am Platz vor der Mariahilfkirche abgehalten. Und es geht immer noch wunderbar bunt zu. Auf dem Jubiläumsprogramm stehen u.a. ein Seifenkistlrennen, ein Seifenblasenwettbewerb, ein Mitmachtag bei Bänkelgesang und Volkstanz, alte Handwerkskünste, ein süßer Mittwoch, ein Tag der offenen Kirchentür. Bei dieser Gelegenheit lüftet die Geistlichkeit das "Geheimnis" des vielbesungenen "Birnbaums in der Au".

Zum Auftakt der Feierlichkeiten wird die Jakobidult schon am Freitag 23. Juli ab 12.00 Uhr geöffnet sein und mit der Jubiläumsdult-Nacht erst um 23.00 Uhr schließen. Bayerische Gstanzln und fetzige Musik sind versprochen. Das Bayerische Fernsehen sendet am Freitagabend live vom Schauplatz des Geschehens.
Doris Losch

Weitere Informationen:
www.auerdult.de

Foto: TAM

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