Lesesonntag: Zur Sonderausstellung erschien ein Prachtband, der sich als ein ausgezeichneter Begleiter für kunstinteressiertes Publikum darstellt. Die wichtige Einführung in die Ausstellung, beschrieben vom Autorenteam Markus Cottin und Holger Kunde, führt mitten in die tausenjährige Geschichte des Merseburger Dom. Ein spannender Ausflug in die Historie, von erklärten Kunsthistorikern und Experten mit fachkundigen Essays detailliert und kompetent flankiert wird.
Der reichbebilderte Katalog ist eine Augenweide und verleitet zum Lesen und Schmökern. Nicht zuletzt weckt der Katalog die eigene Reiselust, die beschriebenen Kulturschätze direkt vor Ort zu betrachtet und dem mittelalterlichen Flair nachzuträumen ...
Ein Blik in die Geschichte: Nach den Worten Bischof Thietmars von Merseburg reicht die kaiserliche Tradition Merseburgs in die Zeit der Antike zurück: Julius Caesar selbst soll hier eine Stadt zu Ehren des römischen Gottes Mars errichtet haben. Tatsächlich war Merseburg seit ottonischer Zeit bis in das beginnende 14. Jahrhundert eine der bedeutendsten Königspfalzen im Reich. Hier fanden wichtige Hoftage statt, auf denen europäische Politik verhandelt und gestaltet wurde. Besonders für Polen, Böhmen und Skandinavien sind auf Merseburger Hoftagen entscheidende Weichenstellungen erfolgt. Im Rahmen dieses weitgespannten Hintergrundes ist auch die Geschichte des Merseburger Doms zu sehen.
Eigenhändig legte Thietmar am 18. Mai 1015 die Grundsteine zum heutigen Dom. Kaiser Heinrich II. hatte kurz nach seiner Kaiserkrönung 1014 den Auftrag zum Neubau der Kathedrale in seiner Lieblingspfalz Merseburg gegeben. Die Baugestalt und Ausstattung des Doms wurde besonders durch die Ereignisse des Investiturstreits im ausgehenden 11. Jahrhundert geprägt, als der Gegenkönig Heinrichs IV., Rudolf von Rheinfelden, im Dom prachtvoll bestattet wurde.
Erlesene Kunstschätze aus europäischen Sammlungen beleuchten in Ausstellung und Katalog die große Kaisertradition Merseburgs und seiner Kathedrale, vor allem die Verehrung des heiligen Kaiserpaares Heinrich II. und Kunigunde. Zum Jubiläum wurde die Grabkapelle Bischof Sigismunds von Lindenau mit ihrem bedeutenden Cranachaltar wiederhergestellt. Sie belegt in ihrer Heinrichsverehrung die Erinnerung an die königlichen Zeiten Merseburgs und ist in ihrer Ikonographie ein Monument des reichsunmittelbaren Bistums Merseburg.
Heutzutage zählt der Merseburger Dom zu den herausragenden Baudenkmälern an der „Straße der Romanik“.
Die Sonderausstellung „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“ mit ihren einzigartigen Exponaten, mehr als 150 Kunstschätze von Weltrang, ist noch bis 9. November 2015 zu sehen.
Ausstellungskatalog „1000 Jahre Kaiserdom Merseburg“ , herausgegeben von Markus Cottin, Václav Vok Filip und Holger Kunde, 21 x 28 cm, 399 Seiten, farbige Abbildungen, Hardcover 29,95 Euro, ISBN 978-3-7319-0228-7, Schriften der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz; Band 9, erschienen im Michael Imhof Verlag, Petersberg.
Weitere Informationen:
www.vereinigtedomstifter.de
www.imhof-verlag.de