Verborgen hinter dicken Klostermauern liegen sie, die Klostergärten und -anlagen mit ihrem spirituellem Charme und einladendem Grün, mit jenem geheimnisvollem Wissen um Wurzel oder Kraut, Frucht oder Strauch, welches uns bis heute erhalten geblieben. Gefragter denn je finden jene grünen Schätze der Natur auch in der modernen Gegenwart vielfältig ihre Anwendung, sei es in Medizin und Forschung, Alltag oder Haushalt.
Bildtext (l.): Zauberhafter Klostergarten Memleben. Foto: © - Kloster und Kaiserpfalz Memleben
Die meisten der im Mittelalter eingesetzten Kräuter wie Ringelblume, Schafgarbe, Johanniskraut oder Brennessel sind uns so denn weitreichend bekannt. Doch was ist Galgant oder Mädesüß, was bewirkt Alant oder Gundermann? Spätestens hier ist die Moderne zu Ende, spätestens hier berühren wir die Vergangenheit und nehmen einen Hauch von Mittelalter, eine Ahnung klösterlicher Heilkunde und Lebensweise wahr.
Galgant – laut Hildegard von Bingen das „Gewürz des Lebens“ wurde im Mittelalter hoch verehrt. Mit seiner heilenden Kraft bei Magenleiden und Verdauungsbeschwerden, Fieber, Erkältung, Kopf- und Rückenschmerzen gehörte es zu den wichtigsten Heilmitteln seinerzeit.
Ebenfalls von Hildegard von Bingen erwähnt findet Gundermann - auch als Gundelrebe bekannt – in alten Schriften Erwähnung: Heiß überbrüht und in ein warmes Leinentuch gewickelt, wurde es bei Ohrenentzündungen auf die Ohren gelegt.
Mädesüß (auch Spierstrauch oder Geißbart genannt) wurde wegen seiner harntreibenden Wirkung bei Blasen- und Nierenleiden eingesetzt. Die Alantwurzel wirkte schleimlösend und auswurffördernd bei Husten.
Bildtext (r.): Krypta im ehemaligen Kloster Memleben. Foto: © - Kloster und Kaiserpfalz Memleben
Doch nicht nur Kräutern, auch Bäumen oder Büschen kam heilkundliche Bedeutung zu. So wurden Linden als heilige Bäume verehrt; man schrieb ihnen die Kraft zu, bei Gewitter vor Blitzen zu schützen. Schon die Berührung des Baumes konnte eine heilende Wirkung auslösen und Krankheiten wegnehmen. Bis heute sind uns Aufgüsse und Tees aus Lindenblüten ein Begriff, ihr Einsatzbereich reicht von Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen bis hin zur Linderung von Erkältungen und nervlichem Stress.
Neben Apfel, Quitte oder Mispel war auch der Weißdorn oftmals als Busch oder kleiner Baum vertreten. Der häufige Bezug auf die Dornenkrone Christi machte Weißdorn zu einem Zeichen der Hoffnung. Im Mai üppig weiß blühend, tat er erfahrungsgemäß die Eisheiligen kund. Als „Herzgewächs“ bekannt, wirkte er ausgleichend auf den Kreislauf und stärkt das alternde Herz. In Notzeiten aß man die Früchte auch als Mus, das getrocknete Fruchtfleisch wurde als Mehlzusatz beim Brotbacken verwendet.
Bildtext: Zauberhafter Klostergarten Memleben. Foto: © - Kloster und Kaiserpfalz Memleben
Wer mehr vom klösterlichen Leben und dem Zauber jener Klostergärten erfahren möchte, der sollte unbedingt das ehemalige Kloster und die Kaiserpfalz Memleben an der Nahtstelle zwischen Thüringen und Sachsen-Anhalt besuchen. Es ist ein Kulturreiseziel der besonderen Art, einzigartig durch seine Geschichte. Hier starb Kaiser Otto der Große, hier stand eine der bedeutenden Klosteranlagen seiner Zeit. Heute laden ein wunderschöner Klostergarten und ein Museum die Besucher auf eine Reise in die Geschichte ein.
Das Kloster und die Kaiserpfalz Memleben öffnen ab dem 15. März wieder ihre Tore
(Quelle: © 2-2015 by CAB-Artis, Autorin: Elke Leisgang/C.A.B. Artis)
Weitere Informationen:
www.kloster-memleben.de
Titelbild: Krypta von Memleben, Blick auf den Klostergarten. Fotos: © - Kloster und Kaiserpfalz Memleben