Bildtext: En plein air: Unterwegs zum Malen an der Amper Fotografie, um 1900 © Münchner Stadtmuseum
Ja, vor mehr als hundert Jahren wurden Frauen als Künstlerinnen noch nicht ernst genommen. Was natürlich Frauen nicht davon abhielt, ihrer künstlerischen Berufung zu folgen. Gabriele Münter schreibt 1901 in ihr Tagebuch: „Ab nach München“. Wie viele andere junge Frauen, meist aus dem gehobenen Bürgertum, geht sie nach München, um dort Malerei zu studieren.
In München damals etliche Privatateliers und –schulen, die sowohl männliche als auch weibliche Schüler aufnehmen. 1884 eröffnet die Münchner Damenakademie. Gabriele Münter und Käthe Kollwitz (damals noch unter ihrem Mädchennamen Käthe Schmidt). Die „Weibliche Abteilung“ der Königlichen Kunstgewerbeschule ermöglicht ab 1872 die Ausbildung zur Zeichenlehrerin. Ab 1905 können Frauen die Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie besuchen.
Bildtext (r.): Käthe Kollwitz ist von 1888 bis 1890 unter ihrem Mädchennamen Schmidt Schülerin der Münchner Damen-Akademie, Fotoarchiv Philipp Kester, 1906 © Münchner Stadtmuseum
Franziska von Reventlow, die „Gräfin von Wahnmoching“, beginnt in der Malschule von Anton Azbe eine Ausbildung, wird aber letztendlich als Schriftstellerin berühmt.
„Ab nach München!“ zeigt auf 750 qm erstmals ein Panorama des reichen Schaffens der Frauen. Rund 300 Werke bekannter, bisher unbekannter oder zu Unrecht in Vergessenheit geratener Künstlerinnen aus den Bereichen Malerei, Bildhauerei, Grafik, Möbelkunst.
Bildtext (l.): „Geschöpfe meiner selbst“, Pierrot von Lotte Pritzel, Wachsfi gur, um 1917 © Münchner Stadtmuseum
Zu sehen sind u.a. Grafiken und Gemälde von Maria Filser, Martha Cunz, Elena Makowsky, Olga Meerson, Gabriele Münter, Käthe Schmidt (verh. Kollwitz), Maria Slavona, Zofia Lubanska-Grzymala.
Kunsthandwerk ist vertreten mit Werken von Wera von Bartels, Dora Polster, Margarethe von Abercron (verh. von Brauchitsch), Sofia Hartmann, Emmy von Egidy, Minnie Goossens, Gertrud Kleinhempel, Lotte Pritzel und last but not least von Gertraud von Schnellenbühel, einer Ikone des deutschen Jugendstils und Schöpferin wunderbarer Silberarbeiten.
Die Lichtbildnerei ist u.a. mit Fotos von Anita Augspurg und Sophia Goudstikker vertreten, die als erste Frau im Königreich Bayern den Titel eines „Königlich Bayerischen Hofphotographen“ verliehen bekommen hat.
Die sehr sehenswerte Ausstellung ist noch bis 8. Februar 2015 im Stadtmuseum München zu sehen.
Bildtext (l.): Eine der sechs Ikonen des Jugendstils Kerzenleuchter, Entwurf: Gertraud von Schnellenbühel, Ausführung: Steinicken & Lohr, 1912/13, Messing versilbert © Münchner Stadtmuseum
Brikada-Bewertung: Unbedingt besuchen, unbedingt den sehr schön gestalteten Katalog kaufen!
Doris Losch
In der Süddeutsche Zeitung Edition ist ein begleitender Katalog „Ab nach München! – Künstlerinnen um 1900“ erschienen, Hardcover, 416 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, herausgegeben von Antonia Voit, Euro 29.90, ISBN 978 3 86497 193 8.
Weitere Informationen:
www.muenchner-stadtmuseum.de
Titelbild: Katalog „Ab nach München! – Künstlerinnen um 1900“