Die Ausstellung beginnt mit Yins frühen Installationen, die oftmals in menschenleeren, unberührten Landschaften präsentiert wurden und heute nur noch in Form fotografischer Dokumentation existieren. Den Schwerpunkt bilden allerdings die raumgreifenden Installationen sowie die monumentalen, begehbaren Textilskulpturen der letzten Jahre, die einen Wendepunkt in Yins Schaffen markieren.
Yins Arbeiten aus den 1990er Jahren wie „Washing River“ (1995) sind stark politisch motiviert, wenn die Folgen von Industrie und Technik für die Natur und den Menschen thematisiert werden: Fotografisch dokumentiert ist eine Performance von chinesischen Bürgern, die dreckiges Wasser, das zu einem rechteckigen Eisblock gefroren ist, so lange mit Schwämmen „abwaschen“, bis das Eis geschmolzen ist.
Seit Ende der 1990er Jahre schafft Yin aus alten Kleidern, Schuhen, Möbeln und einfachen Baumaterialien wie Zement und Stein große skulpturale und installative Werke, häufig im öffentlichen Raum. Ab 2000 ist schließlich eine markante Wende in Yins Werk erkennbar: Secondhand-Kleider werden zur Fundgrube für ihre Ideen und folgenden Werke, die häufig um modernste Technik und urbanes Wachstum kreisen. Indem die Künstlerin Flugzeuge, Autos und Highways als Motive für ihre großen Skulpturen wählt, macht sie auf die scheinbar grenzenlose Mobilität und Schnelllebigkeit unserer globalisierten Gegenwart aufmerksam. Gleichzeitig verweisen Yins Werke durch ihren Detailreichtum und die Offenlegung der aneinandergesetzten Einzelteile, wie verschweißte und verschraubte Metallplatten oder zusammengenähte Textilstücke, auf das künstlerische Handwerk selbst, das Können, Geduld und vor allem Zeit erfordert.
Trotz der poetischen Formensprache lassen sich die Arbeiten auch als kritischer Kommentar lesen, der die Sehnsüchte und Ängste des Individuums in einer globalen, auf Mobilität und Effizienz ausgerichteten Welt hinterfragt. Gerade in Asien wachsen die Städte enorm und rasant, im bevölkerungsreichsten Land der Erde spricht man von Hochgeschwindigkeitsurbanisierung, und Peking hat mittlerweile über 16 Mio. Einwohner. Nicht zuletzt verweist Yin auf Chinas bedeutende Rolle als dominierender Textilproduzent für den Weltmarkt und damit verbundene Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie, wenn sie den technischen Größenwahn und dessen Massenproduktion durch individuelle Handarbeit an riesigen Textilinstallationen ad absurdum führt.
YIN Xiuzhen hatte bereits viel beachtete Auftritte, wie auf der Biennale Venedig 2007 und im Projektraum des Museum of Modern Art New York 2010.
Quelle: Kunsthalle Düsseldorf
Weitere Informationen:
www.kunsthalle-duesseldorf.de
(Der Link wurde am 15.12.2012 getestet.)
Bildunterschrift: Yin Xiuzhen: Thought, 2009, Gesamtansicht und Innenansicht, Kleidung und Stahl / clothes and steel, 340 x 510 x 370 cm, Courtesy of The Pace Gallery, Peking / Beijing