Magdeburg. - Vom 1.September 2019 bis 2. Februar 2020 präsentiert das Kulturhistorische Museum in Magdeburg die Sonderausstellung „Faszination Stadt“. Für 155 Tage stehen die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht im Mittelpunkt dieser bedeutenden Kulturschau.
Auf 1200 Quadratmetern Ausstellungsfläche zeugen Kunstwerke und Schriftstücke aus ganz Mittel- und Osteuropa von Stadtgründungen, wachsendem Wohlstand und einem zunehmend selbstbewussten Bürgertum. Mit dem Magdeburger Recht verbreitete sich ein Gerüst in Mittel- und Osteuropa, das den Status der Städte festigte, das Leben in ihnen regelte und bis weit über das Mittelalter hinaus wirkte.
Im 11. Jahrhundert wuchs mit dem Entstehen der ersten Städte bei vielen Menschen, die als Leibeigene lebten, der Wunsch nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben innerhalb der Mauern der neuen Metropolen.
Das Mittelalter kannte keine allgemeingültige Städteordnung, zu unterschiedlich waren die Formen, Größen und Zusammensetzungen der entstehenden Stadttypen. Sie alle aber hatten ähnliche Funktionen und erfüllten insbesondere die Aufgabe, den Schutz der Bevölkerung sicherzustellen. Faszinierende Gebilde waren diese großen Siedlungen, deren Häuser und Straßen beeindruckend schnell wuchsen. Sie hatten wehrhafte Mauern, Türme und Tore, für die die Bürger selbst das Wachpersonal bildeten. Die neuen Städte waren Zentren gesellschaftlichen Lebens und förderten den Austausch zwischen Land und Stadt, indem sie das alte gesellschaftliche System durchbrachen. Knechte, Mägde, Zins- und Fronbauern, Handwerker und Kleriker suchten in den neuen Städten die Chance ihres Lebens.
Bisher galt, dass jeder die von Gott auferlegte Aufgabe zu erfüllen hatte und an dem Platz starb, an dem er auch geboren wurde. Hier war der Grundherr das Maß aller Dinge, seine Herrschaft über Land und Leute bestimmte das Leben seiner Leibeigenen. Ihm gehörte nicht nur das Land, sondern auch die Menschen, die hier lebten. Mit dem Wachsen der neuen Städte entflohen immer mehr Menschen aus der Leibeigenschaft in die teils undurchdringbaren Gassen der Städte, in denen sie kaum mehr aufzufinden waren. Es entstand in vielen Regionen der Rechtsbrauch, dass ein Leibeigener, der nach „Jahr und Tag“ von seinem Grundherren nicht mehr zurückgefordert wurde, frei war. Er konnte in der Stadt – getreu dem Rechtsgrundsatz „Stadtluft macht frei!“ – ein neues, freies Leben beginnen.
Autor: Thomas Spindler/www.cab-artis.de
Zur Ausstellung erschien das Buch „Kulturelle Vernetzung in Europa“, Die Urbanisierung Europas im Mittelalter und das Magdeburger Recht; Herausgeber Kulturhistorisches Museum Magdeburg bzw. von Gabriele Köster, Christins Link und Heiner Lück.
600 Seiten, etwa 450 Abb., Format: 28 x 24 cm, ISBN 978-3-95498-453-4 Festeinband Erscheinungsdatum 1. September 2019. Der Subskriptionspreis von 28 € gilt bis 31.08.2019. Danach kostet der Band 48 €.
Weitere Informationen:
http://faszination-stadt2019.de