Halle an der Saale. - Die Ausstellung zeigt ausschließlich Arbeiten von Frauen, die auf ihre eigene Weiblichkeit blicken. Unter den insgesamt 27 Künstlerinnen finden sich bekannte Namen wie Gabriele Münter, Paula Modersohn-Becker, Käthe Kollwitz oder Maria Lassnig, aber auch weniger bekannte bzw. Neuentdeckungen wie Helene Funke oder Dorothea Maetzel-Johannsen.
Zudem schlägt die Schau einen Bogen von der Klassischen Moderne bis hin zu Positionen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anlass für diese Ausstellung war für den Kunstverein „Talstrasse“ das diesjährige Jubiläum „100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland“ und zugleich die Tatsache, dass vor etwa 100 Jahren Frauen an den staatlichen Kunstakademien zugelassen wurden.
Das Jahr 2019 rückt die Frauenbewegung in den gesellschaftlichen Blick. Anhand aktueller Debatten um die Gender Pay Gap oder vor allem auch die #MeToo-Debatte wird deutlich, dass der Weg zur vollen Gleichstellung von Mann und Frau längst noch nicht zu Ende gegangen ist, der in Deutschland vor weit mehr als 100 Jahren begann.
Ein Meilenstein war in diesem Zusammenhang die Einführung des Frauenwahlrechts in der Weimarer Republik im Jahr 1919. Zudem war es auch seit diesem Jahr Frauen erstmals gestattet, an Kunstschulen zu studieren. Dieses Jubiläum ist der Kunsthalle “Talstrasse“ Anlass, dem Thema „Frau“ im kunsthistorischen Kontext des 20. Jahrhunderts eine Ausstellung zu widmen.
Das Frauenbild in der westlichen Kultur bediente sich zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts fast ausschließlich gängiger Klischees, die über Jahrhunderte in einer von Männern bestimmten Welt entwickelt und überliefert worden sind. Insbesondere bildende Künstler ließen ihren Phantasien über das Weibliche freien Lauf und übersetzten sie in Stereotypen wie die Gottesmutter Maria, Venus, Mutter oder Verführerin. So finden sich in ihren Werken ehrfürchtige Jungfrauen neben wollüstigen Nymphen, sittsame Hausfrauen neben bösartigen Furien – bis weit in das 20. Jahrhundert hinein! Den durch gesellschaftliche Strukturen sanktionierten Männerphantasien standen lange Zeit nur wenige Bildfindungen von Künstlerinnen gegenüber.
Die Ausstellung „Die schaffende Galatea. Frauen sehen Frauen“ richtet den Blick ausschließlich auf Kunstwerke weiblicher Autorenschaft. Exemplarisch verdeutlicht sie, wie sich Frauen bzw. Künstlerinnen aus ihrer Rolle als Objekt herauslösen und zum Subjekt erheben: die ehemals Posierende wird selbst zur Schöpferin. Im Fokus der Ausstellung steht die Frage, ob es einen spezifisch „weiblichen Blick“ der Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts auf ihr eigenes Geschlecht gibt. Fokussiert und zugespitzt wird diese Hypothese, wenn der Gegenstand der künstlerischen Darstellung selbst eine Frau, eine Frauengruppe oder ein von einer weiblichen Protagonistin dominiertes Geschehen oder gar das eigene Ich ist.
Die Ausstellung schlägt einen Bogen von der Klassischen Moderne bis hin zu Positionen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, wobei mehr als 80 Werke von der Malerei und Grafik bis zur Plastik zu sehen sind.
In der Ausstellung gezeigte Künstlerinnen:
Marianne von Werefkin (1860-1938), Käthe Kollwitz (1867–1945), Helene Funke (1869-1957), Paula Modersohn-Becker (1876-1907), Gabriele Münter (1877–1962), Anita Rée (1885-1933), Dorothea Maetzel-Johannsen (1886-1930), Renée Sintenis (1888-1965), Hannah Höch (1889-1978), Jeanne Mammen (1890-1976), Emy Roeder (1890-1971), Katharina Heise (1891-1964), Johanna Schütz-Wolff (1896-1965), Elfriede Lohse-Wächtler (1899-1940), Dodo (Dörte Clara Wolff) (1907-1998), Susanne Kandt-Horn (1914-1996), Maria Lassnig (1919-2014), Rita Preuss (1924-2016), Gertraud Möhwald (1929-2002), Rosemarie Rataiczyk (geb. 1930), Herta Günther (1934-2018), Kiki Kogelnik (1935-1997), Annemirl Bauer (1939-1989), Sarah Haffner (1940-2018), Sibylle Bergemann (1941-2010), Cornelia Schleime (geb. 1953), Gabriele Stötzer (geb. 1953).
25 Museen und Sammlungen aus Deutschland und Österreich, darunter u.a. das Lenbachhaus München, die Kunstsammlung Chemnitz / Museum Gunzenhauser, das Kolbe-Museum Berlin, das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) sowie das Stadtmuseum Berlin unterstützen das Projekt mit ihren Leihgaben.
Die Ausstellung wird von Matthias Rataiczyk unter Mitwirkung von Kerstin Reen kuratiert. Es erscheint ein Katalog.
Ausstellungseröffnung: Freitag, 12. Juli 2019, 20 Uhr
Ausstellungsdauer: 13. Juli 2019 bis 13. Oktober 2019
Öffnungszeiten: Di – Fr 14 bis 19 Uhr, Sa und So 14 bis 18 Uhr
(Quelle: Kunstverein Talstrasse)
Weitere Informationen:
www.kunstverein-talstrasse.de
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