München. - Die Natur ist eine unerschöpfliche Inspirationsquelle. In der Frühlingsausstellung der Galerie Handwerk zeigen 39 Gestalterinnen und Gestalter aus europäischen Ländern ihre jüngsten Arbeiten, die allesamt „natürlich schön“ sind.
Beeindruckend ist vor allem die Einfachheit und Schlichtheit der Exponate, ihre klaren Linien, ihr natürlicher Schwung. Ein Nachspüren und Respektieren der von Natur aus vorgegebenen Materialien und Formen, das alles erwartet die Besucher in der Münchner Max-Joseph-Straße.
Was gibt es zu sehen und – aber vorsichtig! – auch zu fühlen und sogar zu hören?
Feine feenhafte Klänge kommen aus den „Whispering bowls“, den flüsternden Schalen von Adi Toch aus Großbritannien. Für den Sound sorgen etwa bei der aus rosévergoldetem Metall geschmiedeten „Pink whispering bowl“ lose Mondsteine im Inneren.
Außer von Metall haben sich die Ausstellerinnen und Aussteller von Holz, Keramik, Glas, Papier, Stein, Textilien anregen lassen.
Beeindruckende Papierexponate stellt das Papierwerk Glockenbach aus München vor: „Großes Kino“ heißen mit Recht die 220 x 150 cm messenden gegossenen Papiere, bei denen u.a. Fasern aus Mimosen, Earl Grey Tee, Schnittmusterresten, Lexika, Sellerie und Sisal zu Ehren kamen. Was macht man damit? Man erfreut sich daran, es lassen sich Collagen und Bücher daraus fertigen oder wie wäre es mit Schönschrift üben und Lettering.
Außergewöhnlichen Blickfang bieten die bei 1100° gebrannten Terra Sigillata-Keramiken der Dänin Anna Floche. Die großen Exponate sind die für Wand gedacht. Die lebendigen Strukturen der 10 kleinen Keramik-Teller eines Sets verlocken zum Be-greifen und Bewundern.
Mònica Guilera Subirana präsentiert zwei Beach Baskets aus Weidengeflecht mit Leinenschnur und Liederriemen. Sie verbindet dabei zwei lokale Techniken: die traditionelle katalanische Korbflechterei und Nansa, die Webart von Fischernetzen. Diese Körbe dürften für alle, die gerne nicht nur im Supermarkt einkaufen, sondern auch über Wochenmärkte bummeln, eine Anschaffung fürs Leben sein.
Ganz praktisch kommen auch die Schneidebrettchen aus Weißtanne von Klemens Grund daher und die extravaganten Messer aus Damaststahl oder aus Carbonstahl des Südtirolers Othmar Prenner. Von ihm sind ebenfalls formvollendete Kochtöpfe erhältlich. Sie bestehen aus gedrehtem Speckstein (Pietra Ollare) und haben Stahlgriffe. Aufgrund ihres ordentlichen Gewichts dürfte eher „der Mann am Herd“ die Zielgruppe für den täglichen Gebrauch der Töpfe sein.
Henny Riedl von der Wiesbadener „die flechterei“ ist in München mit in Burkinatechnik gefertigten Weidenkörben vertreten und – leider unverkäuflichen – Schalen und Körben aus Pestwurz (Petasites Hybriduco).
Wer hübsche Sachen sucht, die den Haushaltsalltag aufmuntern, ist mit Gästehandtüchern, Badematten und Leinen-Wischtüchern aus Leinen und Baumwolle von Anne Andersson Elblinnen gut bedient.
Objekte zum Erfreuen und Anschauen sind die Ausstellungsstücke der Britin Claire Malet, filigrane Kunstwerke aus Blechdosen, veredelt mit Weißgold und vergoldet. Sobald Kerzenschein oder Sonnenlicht darauf fallen, entstehen zauberhafte vergängliche Muster.
Freundinnen ungewöhnlichen Schmucks kommen in der Ausstellung ebenfalls auf ihre Kosten, so mit Ketten, Broschen, Anhängern und Ohrringen (Achat, Bergkristall, Gießharz, Basalt etc.) von Julia Obermaier und mit Ringen (Glas, Gold, Eisenoxid, facettierte Feuerverschmelzung etc.) von Bernhard Simon. Sam Tho Duong aus Pforzheim steuert Broschen aus recycelten Kunststoffflaschen bei.
Die Information der Galerie Handwerk zur Ausstellung spricht von einer „neu gewonnenen Naturhaftigkeit im zeitgenössischen Kunsthandwerk“ und von einem „gewissen Spannungsfeld zur digitalisierten Welt“.
Ausstellung „natürlich schön“ in der Galerie Handwerk, München, Max-Joseph-Straße 4, dauert noch bis zum 15. Juni 2019. Jeden Donnerstag wird um 18.30 Uhr eine Führung angeboten.
Autorin: Doris Losch
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Informationen:
www.hwk-muenchen.de/galerie