"Frauen tun sich auch in der Kunst schwerer als Männer, der Verkauf ihrer Werke bringt niedrigere Erlöse, ihre Werke werden seltener ausgestellt." Die bayerische Staatsministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin Christa Stewens schilderte die Situation von Künstlerinnen auf der Vernissage von "Frauenleben" ganz ungeschminkt, hatte aber auch eine gute Nachricht: Seit ein paar Jahren werden Stipendien und Kunstförderpreise immerhin zur Hälfte an Frauen vergeben, zumindest in Bayern.
Christa Stewens Behörde geht mit gutem Beispiel voran und zeigt noch bis zum 27. August aktuelle Werke von 17 in Oberbayern arbeitenden Künstlerinnen. Die Schau selbst ist sozusagen die oberbayerische "Essenz" der Ausstellung "Weibsbilder", mit der sich vor einem Jahr Künstlerinnen aus ganz Bayern präsentierten. Initiatorin von "Weibsbilder" ist die Landtagsabgeordnete Ursula Männle in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesfrauenausschuss.
Künstlerinnen haben einen weiten Weg hinter sich, aber verglichen mit ihren männlichen Kollegen sicher einen ebenso weiten noch vor sich. Im Mittelalter durften Frauen nur Gesichter und Hände abbilden, der weitere menschliche Körper war tabu. Mit dem ersten von einer Frau gemalten Akt "Minerva kleidet sich an" wagte 1613 die italienische Malerin Lavinia Fontana eine Aufsehen erregende Pioniertat. Als wohl erste Frau fand Angelika Kauffmann im 18. Jahrhundert Eingang in die bis dahin männlich dominierten Kunstakademien. Natürlich besserte sich die Situation allmählich. Aber den ihnen zustehenden Platz in der Kunstgeschichte finden auch Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts wie Gabriele Münther und Frida Kahlo erst in jüngster Zeit.
Die Verkaufsausstellung im bayerischen Frauenministerium – nennen wir es einfach mal so in diesem Zusammenhang – verdient unbedingt einen Besuch. Der Eintritt ist natürlich kostenlos. Zu sehen gibt es Freches wie "kicking monster and the vagina girls" von Fabienne Hübner und "WeibsTritt" von Lydia Michal, Plakatives wie "Bananentanz" von Doris Fricke-Reimann, Elegantes wie "Frauen in Bewegung" von Marianne Meierzurherde und Humorvolles wie "Bäuerin mit Landbesitz" von Ute Sattelberger. Die Motive strahlen Lebensfreude aus, aber auch Wut, Widerspenstigkeit und sogar Wolllust kommt vor (in einem Gedicht). Das sind natürlich nur einige Beispiele. Insgesamt bietet die Ausstellung viel Gelegenheit zum Genießen von Kunst und regt Besucher beiderlei Geschlechts zum Gespräch an. Also, wie eingangs empfohlen: Hingehen und Hinsehen!
Doris Losch
Geöffnet von Montag bis Donnerstag von 8.00 bis 18.00 Uhr, am Freitag von 8.00 bis 16.00 Uhr, Winzererstraße 9, 80797 München.
Weitere Informationen:
www.stmas.bayern.de
Bild: "Bäuerin mit Landbesitz" von Ute Sattelberger. Foto: Doris Losch
(Der Link wurde am 02.08.2008 getestet.)