Berlin. - Margiana – diese historische Landschaft im Osten Turkmenistans war vor rund 4.000 Jahren die Wiege einer faszinierenden Hochkultur der Bronzezeit. Zeitgleich mit den Zivilisationen Mesopotamiens und Ägyptens blieb sie in der westlichen Welt bislang jedoch weitgehend unbekannt. Erstmals außerhalb Turkmenistans werden in einer groß angelegten Sonderausstellung (25. April – 7. Oktober 2018) die archäologischen Zeugnisse dieser geheimnisvollen Kultur einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die sensationellen Ergebnisse der archäologischen Forschungen, die in der antiken Metropole von Gonur Depe unweit Merw durchgeführt wurden. Dabei freigelegte Baustrukturen lassen noch heute eine beeindruckende Meisterleistung früher Stadtplanung erkennen. Die Glanzlichter der Ausgrabungen sind ohne Zweifel die sogenannten „Königsgräber“ – mit feinsten Mosaiken ausgeschmückte Grabhäuser, in denen die verstorbenen Würdenträger prunkvoll zur letzten Ruhe gebettet wurden. Reich verzierte, mitsamt den Zugtieren beigegebene
[caption id="attachment_14905" align="aligncenter" width="900"] Kette mit LapislazuliperlenGonur Depe, „Königsnekropole“, Grab 3230, Ende 3.–Mitte 2. Jtd. v. Chr.Gold, Lapislazuli, Türkis, Leihgeber: Staatliches Museum Turkmenistans, Aschgabat© Herlinde Koelbl[/caption]
Prunkwagen, Schmuck, Waffen, Ritualgeräte sowie prachtvolle Gefäße aus Silber und Gold stellen einzigartige Meisterwerke bronzezeitlicher Handwerks- und Goldschmiedekunst dar. Doch auch die Funde aus dem Stadtgebiet sprechen für sich: Exotische Objekte und Materialien belegen Fernkontakte bis in das Industal im heutigen Pakistan, zu den Hochkulturen Mesopotamiens, nach Syrien, in den Oman sowie bis in die fast 2.000 km nördlich gelegenen Steppen des Uralgebiets.
[caption id="attachment_14906" align="aligncenter" width="483"] Für die Aufnahmen der archäologischen Stätten, Landschaften, Menschen und Exponate konnte die Fotografin Herlinde Koelbl gewonnen werden. Das Ergebnis ist eine faszinierende Symbiose aus unbekannten archäologischen Relikten und Fotokunst aus einem weitgehend unbekannten Land. Das Foto zeigt Herlinde Koelbl bei Aufnahmen in Turkmenistan. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin / Manfred Nawroth[/caption]
„Margiana“ ist weit mehr als eine archäologische Ausstellung. Im Januar 2018 begleitete die renommierte Fotografin Herlinde Koelbl die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Museums für Vor- und Frühgeschichte zwei Wochen lang in Turkmenistan, und näherte sich dabei erstmals in ihrem Schaffen archäologischen Spuren an.
Über Herlinde Koelbl: Ihr Werk zeichnet sich durch fotografische Langzeitprojekte aus, oft ergänzt durch tiefgehende Gespräche. Dem Porträtieren von Milieus und Personen gilt das besondere Interesse der Künstlerin. Ihre Fotografien wurden in zahlreichen internationalen Ausstellungen gezeigt und sind in vielen wichtigen Sammlungen vertreten. Herlinde Koelbl hat über ein Dutzend Fotobücher publiziert, darunter „Targets“ (2014), „Kleider machen Leute“ (2012), „Mein Blick“ (2009), „Haare“ (2007), „Schlafzimmer“ (2002), „Spuren der Macht“ (1999), „Jüdische Portraits“ (1989), „Feine Leute“ (1986) und „Das deutsche Wohnzimmer“ (1980). Parallel zu ihren Büchern und Ausstellungen veröffentlicht Herlinde Koelbl häufig auch themengleiche Dokumentarfilme und Videoinstallationen. Sie wurde für ihr Schaffen bereits mehrfach ausgezeichnet, so zum Beispiel 2001 mit dem Dr. Erich-Salomon-Preis.
Die Sonderausstellung des Museums für Vor- und Frühgeschichte – Staatliche Museen zu Berlin „Margiana“ entstand in Kooperation mit dem Kulturministerium Turkmenistans und in Zusammenarbeit mit dem Archäologischen Museum Hamburg und den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. Sie wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Deutsche Bank AG und Siemens AG gefördert.
(Quelle: Staatliche Museen zu Berlin/Neues Museum)
Weitere Informationen:
https://www.smb.museum/home.html
Titelbild (v.l.): Frau in turkmenischer Alltagstracht in Neu-Nisa, 2018© Herlinde Koelbl; Keramische Sitzfigurine aus Gonur DepeDetail, Grab 560, Ende 3.–Mitte 2. Jtd. v. Chr.Keramik, Leihgeber: Staatliches Museum Turkmenistans, Aschgabat© Herlinde Koelbl