Die Sonderausstellung wechselt den Blick von der männlichen zur weiblichen Hälfte des Frankfurter Bürgertums. Frankfurterinnen trugen soziale Verantwortung und engagierten sich in der städtischen Öffentlichkeit. Künstlerinnen und Schriftstellerinnen, Sammlerinnen und Stifterinnen, Meisterinnen und Handelsfrauen arbeiteten im Familienverband und behaupteten ihre wirtschaftliche Existenz gegenüber männlicher Konkurrenz.
Kaum eine andere Stadt im Reich konnte um 1800 mit so vielen bekannten Frauen aufwarten, wie Frankfurt am Main. Sie prägten das kulturelle Leben mit, waren in Werkstätten, im Handel und sozial engagiert. Wie haben Frauen Ende des 18. Jahrhunderts in einer betriebsamen europäischen Stadt wie Frankfurt gelebt? Um dies herauszufinden, musste die Ausstellungsmacherin Ursula Kern vielfach Grundlagenforschung betreiben, denn der Blick der Historiker richtete sich lange fast ausschließlich auf die "männliche" Seite der Geschichte.
Und was sie zu Tage förderte, lässt uns staunen. Denn bereits vor Anbruch der Moderne nahmen die Einwohnerinnen wesentlichen Anteil an der Gestaltung des Gemeinwesens, obgleich sie bis ins 20. Jahrhundert hinein von der politischen Macht ausgeschlossen blieben.
In der Arbeitswelt standen die Frankfurterinnen nicht nur dem Haushalt vor und erzogen die Kinder. Ehegattinnen, Töchter oder Mägde organisierten auch die Werkstatt, schlossen Handelsgeschäfte ab und überwachten die Bilanzen. Patrizierinnen und reiche Bürgersfrauen nahmen besonderen Einfluss auf das religiöse und kulturelle Leben, und engagierten sich als Stifterinnen wie als Künstlerinnen.
In acht Abteilungen lässt sich den Frankfurterinnen der Zeit zwischen 1750 und 1820 nachspüren. Insgesamt werden 330 Exponate präsentiert. Die Ausstellungsmacher durchforsteten dafür die reichen Sammlungen des Historischen Museums unter dem Aspekt neu, was die Lebenswirklichkeiten der Frauen um 1800 zum Greifen nahe bringen kann.
Zur Ausstellung erschien im Verlag Waldemar Kramer ein anspruchsvoll gestaltete 336-seitiges Begleitbuch mit rund 200 farbigen Abbildungen. Dem Katalogteil sind acht Beiträge vorangestellt, die mit weit gefächerten thematischen Schwerpunkten das Verständnis für die Ausstellung vertiefen sollen. Außerdem steht ein Kurzführer mit 92 Seiten in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Eine ausführliche Audioführung wird ebenfalls angeboten. Als Auszug daraus sind ca. 70 Minuten von Schauspielern gesprochene Zeitdokumente auf CD erhältlich.
Ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Vorträgen, Musik, Theater sowie speziellen Angeboten für Kinder und Schüler begleitet die Ausstellung.
Gefördert wird die Ausstellung von der Cronstett- und Hynspergischen evangelischen Stiftung zu Frankfurt am Main, der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Frankfurt am Main, der Ernst Max von Grunelius-Stiftung, Frankfurt am Main, dem Hessischen Museumsverband, Kassel, der Historisch-Archäologischen Gesellschaft Frankfurt am Main e.V., der Bodo Spohnholz-Stiftung, Frankfurt am Main, sowie vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main und vom Dezernat für Kultur und Wissenschaft Magistrat der Stadt Frankfurt am Main.
Quelle: Historisches Museum, Frankfurt am Main/
Weitere Informationen:
www.historisches-museum.frankfurt.de
(Der Link wurde am 10.09.2007 getestet.)
Bild: Margaretha Eleonora Jäger führte selbstständig eine Buchhandlung in Frankurt, 1767
© Historisches Museum, Frankfurt am Main/Horst Ziegenfusz