Brikada - Magazin für Frauen

Brikada

Dorota Marcinkiewicz: Parfumhistorie: Amphoren, Romantik und Neverending Gourmandise

17.10.2017

München. - Wohlgeruch begleitet die Menschheit seit altersher. Wer weiß, ob nicht die in vieler Hinsicht verkannten Neandertaler sich nicht schon am aufsteigenden Rauch verbrannter Kräuter erfreuten! Der Begriff Parfum selbst geht auf das lateinische „per fumum“ – durch/über den (aufsteigenden, duftenden) Rauch zurück.

Durch das zeremonielle Verbrennen von Weihrauch, Myrrhe und Blüten wie Jasmin glaubten die Priester früherer Kulturen mit den Göttern zu kommunizieren“, sagt Dorota Marcinkiewicz, Account Manager bei dem Hersteller von Aromen und Duftstoffen International Flavors & Fragrances, Hamburg, auf einer Informationsveranstaltung zum Thema Parfum für Pressevertreter.

Als Ursprungsregion der Düfte gilt der Mittelmeerraum: Italien, Griechenland, Ägypten, Mesopotamien.

Die Ägypter verehrten einen eigenen Gott des Wohlgeruchs: Nefertem. Eine frühe Parfümindustrie entstand auf der Insel Zypern, was sich bis heute in dem Begriff „Chyphre“ widerspiegelt.

In den Vitrinen der meisten Museen für antike Kulturen sind kostbare Gegenstände zu bewundern, die einst duftende Kosmetika und aromatische Wohlgerüche enthielten. „Die Ursprungsform des Flakons ist die Amphore“.

  [caption id="attachment_11293" align="alignleft" width="225"] Dorota Marcinkiewicz, Account Manager bei dem Hersteller von Aromen und Duftstoffen International Flavors & Fragrances, Hamburg.[/caption]

Im europäischen Mittelalter vom 8. bis zum 14. Jahrhundert tupften sich die Menschen so genannte „Ambres“ – Duftwachse - auf den Hals. „Sie sollten desinfizieren und vor Krankheiten schützen“.

In der Renaissance (1490 – 1600) kamen viele neue Aromen hinzu. Seefahrer schafften bisher in Europa unbekannte Rohstoffe wie Vanille, Pfeffer, Gewürznelken heran. Es entstand der Beruf des Parfumeurs und des Handschuhmachers. „Handschuhe wurden parfümiert und beim Spaziergang unter die Nase gehalten, um den Gestank der Straßen zu überdecken“, berichtet Dorota Marcinkiewicz. In der Provence bzw. rund um die provencalische Stadt Grasse entwickelte sich die heute noch florierende Industrie des Duftpflanzenanbaus und der Parfümherstellung.

Mit der Zeit wurde die Technik zur Aufbereitung von Naturstoffen immer ausgefeilter. Erste große Duftmarken entstanden in Paris wie 1828 Guerlain (Shalimar) in Paris. Die Belle Epoque ab 1920 schließlich war der Beginn der modernen alkoholischen Parfümerie. „Die Entdeckung der modernen Chemie öffnet völlig neue Türen und neue Gewinnungsmethoden für Naturstoffe und erste synthetische Riechstoffe. Die Industrie des Parfüms entsteht.“ In der Belle Epoque komponiert Coco Chanel ihr legendäres Chanel No. 5.

[caption id="attachment_11263" align="alignright" width="300"] Gloria Dei. Archivfoto: ©www.brikada.de[/caption]

Weitere Stationen seien, so Dorota Marcinkiewicz, Eau Sauvage von Dior (ab 1950), gefolgt von Charlie (Revlon), Poison (Dior), Opium (YSL), L’eau d’Issey (Issey Mylaké), Amor Amor (Cacharel), Flower (Kenzo, oo7 Seven (James Bond), Lady Million (Paco Rabanne) etc.

Weltweit hat der Markt der Düfte einen Wert von 46,73 Milliarden $ (2016, + 6,6 %). In Deutschland erreicht der Markt 2,2 Milliarden $ (+1 %).

Trends lassen sich schwer erfassen – vielleicht weil die Duft-Materie eine „flüchtige“ ist? Dorota Marcinkiewicz berichtet von millionenschweren Werbekampagnen der großen Marken, mit denen sie sich abheben und bei der Neuheitenflut (weltweit lancierten die Hersteller mehr als 2000 neue Düfte!) den Konsumenten in Erinnerung zu bleiben wollen. Topseller im Prestige-Segment 2016 ist Damen „La vie est belle“ (Lancôme) und Boss Bottled (Hugo Boss) für Herren.

Als Duft-Trends benennt die Account Managerin u.a. „Romantic Goddess“, „Blooming Femininity“ Middle Eastern Influences, Modern Gentlemen und – Neverending Gourmandise! Zu diesem appetitlichen Begriff zählen etwa schokoladige Aromen, Vanille, Tonkabohne, alles Süße, verheißungsvoll Klebrige.

Düfte sprechen eben nicht nur die Nase, sondern alle Sinne an, so auch den Geschmackssinn. Autorin: Doris Losch

Weitere Informationen: www.iff.com

Titelbild: Gloria Dei. Archivfoto: ©www.brikada.de