Kaum zu glauben, die Punk-Generation ist jetzt auch schon so um die 60. Und die Super 8- und ersten Experimental-Filmer sind (mindestens) ebenso alt. Aber: Charme, Chuzpe und Schmalfilmanarchie wirbeln heute wie in den „alten Zeiten“ wunderschön durcheinander.
Die Filmreihe „Normalzustand“ – benannt nach einem Film von 1981 der Künstlerin Yana Yo – ist eine wilde Mischung aus deutschen Experimentalfilmen der späten 7o-er und frühen 90-er Jahre, gedreht im legendären Schmalfilmformat Super 8. Begleitet vom leisen Sirren der Kameras filmten damals das Volk und Künstler hochkonzentriert oder geistesabwesend drauf los, daheim, im Urlaub, beim Autofahren, bei Performances, im Schwimmbad, in der Bar, bei Konzerten.
Von Bielefeld über Bonn und Düsseldorf bis West- und Ostberlin, so eine Information des Lenbachhauses, formierten sich damals Filmgruppen, Bands und Künstlerkollektive, offiziell und im Untergrund.
Die Filme brodeln in einer Art Kreativkessel und lassen sich keiner starren Kategorie zuordnen und kommen mal poetisch, narrativ, abstrakt, provokativ daher, schöpfen aus diversen Quellen wie dem avantgardistischen sowjetischen Film der 20-er Jahre, dem Musikvideo und Horrorfilm.
Schon die Bezeichnungen der Künstlergruppen wecken Appetit: Anarchistische Gummizelle, Die Tödliche Doris, Schmelzdahin. „Schmelzdahin“ etwa zeigt einen fröhlich-bunten Film, der mit Bakterien und Säure bearbeitet wurde und sehr lustig und ziemlich ohne Sinn ist.
Als Höhepunkt darf ein Städtefilm von Doris Kuhn über München bezeichnet werden. Auf dem ist nichts zu sehen, er ist komplett schwarz, weil entweder die Verschlussklappe vor der Kamera geblieben ist oder ein sonstiger kleiner Fehler passierte. Und er ist der amüsanteste von allen – warum? Schauen Sie selbst!
Die erste Filmreihe von „Normalzustand – Undergroundfilm zwischen Punk und Kunstakademie“ läuft vom 19. September bis 5. Oktober, die zweite vom 10. bis 22. Oktober. Der Eintritt ist frei. Autorin: Doris Losch
Weitere Informationen: www.lenbachhaus.de