08.08.2007
In der Arbeit "Cornerville" betrachtet Stephanie Kiwitt den Bauboom des heutigen Marseille: Notwendigkeit und Umsetzung, Resultat und Folgen der Produktion von Raum. Die alltägliche Unpersönlichkeit des architektonischen Sets unserer Stadtzentren läuft unweigerlich unverarbeitet durch unserer Wahrnehmung hindurch. Stephanie Kiwitt widmet sich dieser Situation. Vor der Kulisse austauschbarer Stadtstrukturen und eines monotonen urbanen Formenkanons findet Kiwitt originäre Situationen, in denen durch menschliche Präsenz und Handlung in die städtebauliche Struktur und die öffentliche Ordnung eingegriffen wird. Sie macht die Ästhetik des anonymen Neuen und deren Überformungen durch Benutzung und Korrektur von Disfunktionalität, durch Verfall und Aggression sichtbar (siehe Foto).
Diese Form gewordenen Reaktionen auf Gebautes, verarbeitet Kiwitt zu großmarstŠblichen schwarz-weiss Bildern, die sie in "Cornerville" in erschreckend kompositorischer Abfolge plakatiert. Die Bilder gewinnen durch Ausschnitt und Größe eine eigene Räumlichkeit und werden selbst zu neuen, traurig schönen Architekturen. Kurze Videoclips erzählen auf im Raum verteilten Monitoren, Uhren gleich, von sich wiederholenden Ereignissen und der ablaufenden Zeit unserer Stadtzentren, dieser öffentlichen Reibungsfläche zwischen Mensch und Material.
"Cornerville" entstand während eines DAAD-Stipendienaufenthalts der Künstlerin in Marseille. Es erscheint zur Ausstellung das gleichnamige Buch in limitierter Auflage.
Quelle: Galerie b2_ Leipzig
Die Ausstellung läuft vom 11. August bis 8. September 2007 in der Galerie b2_ Leipzig