Die Porträtskizze stammt offenbar von Ludwig Emil Grimm, dem jüngeren Bruder der beiden Sprachforscher und Märchensammler Jacob und Wilhelm Grimm, und zeigt Viehmann wenige Monate vor ihrem Tod 1815. „Das bisher nicht erkannte Viehmann-Porträt fand sich in der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Kassel bei den erhalten gebliebenen Resten der alten Kasseler Grimm-Sammlung“, berichtete Prof. Dr. Holger Ehrhardt, Leiter des Fachgebiets Werk und Wirkung der Brüder Grimm.
Die Radierung sei in einem Konvolut mit anderen Studien Ludwig Emil Grimms aufgetaucht. Dieser hatte Dorothea Viehmann bereits im August 1814 ein erstes Mal gezeichnet. Eine nach dieser Vorlage gefertigte Radierung wurde dem zweiten Band der „Kinder- und Hausmärchen“ ab der zweiten Auflage vorangestellt und machte das Gesicht der „Märchenfrau“ in aller Welt bekannt. Rund 40 Märchen, die in die Sammlung der Brüder Grimm Eingang fanden, stammen von der in einfachen Verhältnissen lebenden Dorothea Viehmann, die im heutigen Kasseler Stadtteil Niederzwehren wohnte.
Die in der Kasseler Universitätsbibliothek jetzt erstmals eingehend untersuchte Radierung zeigt neben einem Hund und einem Mädchen in Denkerpose auch drei menschliche Porträts. Das Werk ist insgesamt nur 4,4 mal 8,8 Zentimeter groß.
Im kommenden Dezember jährt sich das Erscheinen der Kinder-und Hausmärchen zum 200. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet die Universität Kassel einen internationalen Grimm-Kongress, zu dem Wissenschaftler aus aller Welt erwartet werden.
Weitere Informationen:
www.uni-kassel.de
(Der Link wurde am 28.09.2012 getestet.)
Bildunterschrift: Radierung: Bildnis der Märchenerzählerin Dorothea Viehmann. Foto: Universitätsbibliothek Kassel - Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel