Mit schwarzer Perücke, Pailletten-BH und Säbeltanz brachte sie das exotische Lebensgefühl auf die westfälischen Bühnen. In den 1990er Jahren war sie die meistgebuchte Bauchtänzerin der Region.
Die Geschichte dieses außergewöhnlichen Aufstiegs schildert ihre Tochter Ella Carina Werner mit Witz und Ironie in dem Roman „Die mit dem Bauch tanzt. Eine ostwestfälische Familiengeschichte“. Das im Ullstein Verlag erschienene Buch soll bald auch verfilmt werden.
Den Anstoß zum Bauchtanz gab ein Ali-Baba-Film und die ersten Hüftbewegungen lernte Gisela Werner in der örtlichen Volkshochschule. Doch aus der anfänglichen Begeisterung entwickelte sich mehr als ein Hobby - eine Karriere. Shahzadi, auf Deutsch „die Prinzessin“, tanzte auf Silberhochzeiten, Ärztekongressen und im Bielefelder Rathaus.
Ihr Ehemann kümmerte sich im Hintergrund um Technik und Organisation und die Kinder verteilten mitunter in orientalischer Verkleidung Werbezettel für die Auftritte. Für Gisela Werner war das ihr ganz selbstverständlicher Beruf, erinnert sie sich heute: „Wenn ich auf die Bühne ging, war es für mich ein Rollenwechsel, so wie andere Frauen ein schickes Businesskostüm anziehen. Es war einfach das, womit ich mich ganz und gar wohlfühlte.“
Ob sie im Wohnzimmer eines 80-jährigen Geburtstagskindes oder bei einem Junggesellenabschied tanzte, machte für sie keinen Unterschied. „Die Bühne war mein Terrain. Mein Geheimnis bestand nicht so sehr in technischer Perfektion als vielmehr im 'Draht' zu meinen Zuschauern. Ich liebte sie und wollte ihnen etwas Schönes schenken - und deswegen mochten die Leute mich“, erklärt sie ihren Erfolg im Rückblick.
Mit dem Bauchtanz änderte sich das Familienleben spürbar, erinnert sich ihre Tochter. Orientalische Klänge und der Duft von Räucherstäbchen zogen durch das Einfamilienhaus, die Kinder mussten Shahzadis Verehrer mitunter am Telefon und an der Tür abwimmeln und der Keller wurde zur „Oase“ umgebaut: In der Bauchtanzschule unterrichtete Gisela Werner Hausfrauen, Anwältinnen oder auch Großmütter in der Kunst des „Schulterschimmis“. Bad Oeynhausen wurde zu dieser Zeit mitunter „Bad Orienthausen“ genannt, erzählt Ella Carina Werner in ihrem Roman.
2006 verabschiedete sich Shahzadi im Alter von 57 Jahren von der Bühne und tanzt mittlerweile nur noch im Wohnzimmer ihrer Berliner Wohnung. Im Orient war sie bis heute nicht.
Quelle: Westfalen (wh).
Weitere Informationen:
www.ullsteinbuchverlage.de
(Der Link wurde am 23.09.2012 getestet.)
Ella Carina Werner: „Die mit dem Bauch tanzt“, Broschur , 284 Seiten, 8,99 Euro, ISBN-10: 3548374069, erschienen im Ullstein Taschenbuch Verlag, Berlin.
Bildunterschrift: Gisela Werner bei einem Auftritt als Shahzadi. Foto: Ella Carina Werner