25.09.2013
… eine lange erotische Tradition. Jahrhunderte vor der sexuellen Revolution der Achtundsechziger (bitte nicht mit den 1860-Sechzigern in einen Topf werfen) und lange vor der Pornowelt von heute. Die Tradition heißt Fensterln. Und des war vui lustiger als der ganze Pornoscheiß des 21. Jahrhunderts.
Das Ganze hatte nämlich Stil und Eleganz. Der Bua erklomm eine zufällig vor oder hinter dem Haus abgelegte Leiter und das Dirndl im ersten Stock machte die Fensterläden auf. (Wobei es sich beim Dirndl nicht um das gleichnamige Kleidungsstück, sondern um die Dirne – was ethymologisch nichts Anrüchiges hat! – selbst handelte.) Alles weitere ergab sich aufs Schönste von selbst. D’Natur hoid. Ob jetzt vui gredt worden is, wissma ned, oder, wie die Ureinwohner Niederbayerns sagen: wissmamianed. Klingt des ned erotisch? Aber scho so was von erotisch!
Und klingt nicht auch das sehnsüchtige „Muuuuhhh“ einer im Voralpenland auf saftigen Almen weidenden Kuh nicht viel liebevoller als das zackige „Muh“ eines Horntieres, sagen wir, in Meck-Pomm?
Ans Licht gebracht hat diese bahnbrechenden Erkenntnisse, auf die die Welt so lange und bange warten musste, eine wissenschaftlich-fundierte Umfrage zum Bundesvision Song Contest. Was uns zumindest erstaunt ist die Tatsache, dass die Hamburger angeblich die zweit-erotischste Mundart der Republik haben und – halten Sie sich fest – die Sachsen auf Rang drei liegen! Ei verbibsch, oder so ähnlich. Äroodisch … wie sich das schon anhört ...
Dass die Berliner (ob beim Sex oder allgemein, lässt die Umfrage offen) am lautesten sind, glauben wir gerne. Sie sind gefolgt von den Bayern und den Nordrhein-Westfalen, unseren berühmt-berüchtigten Frohnaturen an Rhein und Ruhr.
Es gibt eine wunderbare Filmszene mit Liesl Karlstadt und Karl Valentin: Beide gehen, höchst züchtig und hochgeschlossen, zu Bette. Liesl Karlstadt sagt zu ihm: „Geh, gib mia a Busserl“, worauf Karl Valentin brummt: „Immer die Weiber mit ihrer Errotik“… So sei es denn!
Doris Losch