30.06.2013
Ab sofort gelten ermäßigte Eintrittspreise für Museum, Zoo und den Botanischen Garten. Juhu! Zwei Euro gespart! Juhu!
Leider besteht ansonsten wenig Grund zur Freude. Denn. Weil. Deshalb. Neulich hat sich frau im Ganzkörperbild vor einem unfreundlich beleuchteten Hotelzimmer-Spiegel erblickt. Schock und Entsetzen stellten sich ein, Kreislauftropfen mussten in Einsatz gebracht werden, Nachbarin, Euer Fläschchen! Dieses alte Weib da im Spiegel ist niemals identisch mit dem hübschen Mädchen, das im Bikini einem Swimmingpool entsteigt und das damals (vor murmelmurmel Jahren) im Film „Der Swimmingpool“ auch bei Alain Delon Eindruck hinterlassen hätte. Hundertpro. Heute beflügelt das einstens so knackige Mädel höchstens die Phantasie von Schönheitschirurgen.
Denn es gäbe einiges zu „richten“. Beginnen wir am Kopf: Schlupflider, Tränensäcke, Merkel-Falten, schlaffes Kinn, knittriger Hals. Der Busen wäre zu raffen, die Speckröllchen um die Taille abzusaugen. Und keinesfalls die „winkenden“ Oberarme vergessen. Weiter geht es mit dem Po, der dringend eines Liftings bedarf, und den Innenseiten der Oberschenkel (Horror!). Und dann bitte noch die Besenreiser wegzaubern sowie die schauerlich verbogenen großen Zehen. Aber was das kosten würde! Nö, diese Summe legen wir doch lieber Champagner o.ä. an.
Vielleicht übertreiben wir auch ein bisschen. Vielleicht ist es gar nicht soooo schlimm. Merkwürdigerweise häufen sich in den vergangenen Wochen und Monaten die Komplimente. Da sagt die Freundin, die wir seit dem dritten Lebensjahr kennen, „Deine neue Frisur macht Dich um zehn Jahre jünger“ und die Freundin ist jetzt keine, die schleimt. Sogar die Ärztin, mit der wir die – durchaus in Ordnung seienden – Leberwerte besprechen, meint auf das Gejammere um den halbrunden Geburtstag hin: „Aber Frau Müller-Meisenfeld, Sie können doch sieben Jahre wegschwindeln“. Und dann lobte eine noch angejahrtere Kollegin neulich: „Sie sehen heute aber süß aus!“.
Feiern wir jetzt den Geburtstag oder nicht? Halbherzig. Just am selben Tag feiert der Mann einer Schulkameradin seinen 70, der alte Knacker. Da wird einfach mitgefeiert. Heimlich und unauffällig. Ist der Tag X erst einmal überstanden, geht es wieder aufwärts. Nächstes Jahr folgt nämlich der 66ste und da fängt bekanntlich das Leben erst an. Also, los geht’s, auf ins pralle Leben!
Text und Foto: Doris Losch
Bildtext: Den halbrunden oder doch lieber für immer den 29. Geburtstag feiern?