Die Historikerin Katja Mutschelknaus blickt tief in die Vergangenheit zurück und stellt fest, dass schon bei den Pharaonen Männer den Ruhm des "Starkochs" ernteten. Zwar emanzipierten sich die Frauen vor allem im vergangenen Jahrhundert gegenüber den Köchen, aber noch heute sind in den unzähligen TV-Kochsendungen in erster Linie männliche Selbstdarsteller zu sehen. Einst mahnte ein französischer Chef in der Zeitschrift "L’art culinaire, dass Arbeiten am Herd für "Frauenkörper zu anstrengend" seien". Reiner Chauvinismus, denn schon damals im ausgehenden 19. Jahrhundert waren Köchinnen in vornehmen Herrenhäusern in England hoch angesehen und hoch geschätzt und von "Headhuntern" heiß begehrt.
Den Reigen der berühmten Köchinnen leitet Katja Mutschelknaus mit Philippine Welser im 16. Jahrhundert ein, sie würdigt Pionierinnen wie Anna Wecker, Henriette Davidis, Isabella Mary Beeton ("Beeton’s Book of Household Management), die amerikanische Bildungspionierin Catherine Beecher bis hin zu Kochbuchautorin Mary Hahn und zur spanischen Gourmetjournalistin Simone Ortega Klein und ihrer englischen Kollegin Elizabeth David im 20. Jahrhundert.
Köchinnen berühmter Persönlichkeiten werden ins Rampenlicht gerückt wie Paula Fichtl, die treue Köchin der Familie von Siegmund Freud, Therese Teufl, die für Kaiserin Sisi Veilchengefrorenes und Topfenstrudel zubereitete, Maria Pervich, die Operettenkönig Emmerich Kalman servierte.
Die Autorin beschreibt selbstverständlich auch die Schattenseiten des Daseins von Dienstboten, zu denen Köchinnen ja noch Anfang des 20. Jahrhunderts zählten, vor allem jener jungen Mädchen vom Lande, die in großen Städten wie Berlin ihr kleines Glück suchten, meistens aber nur schamlos ausgenutzt wurden.
Glück gefunden haben damals viele "Herrschaften", die sich bekochen lassen konnten, und Glück finden heute unzählige Restaurantgäste und Familien, in denen eine begabte Frau am Herde wirkt. Wie lautet der Wahlspruch von Sissy Sonnleitner vom "Landhaus Kellerwand" : "Eine Köchin ist eine Magierin, die Glück verschenkt!"
Über die Autorin:
Katja Mutschelknaus lebt in München und ist freie Gourmetjournalistin und Autorin mit dem Spezialgebiet Kulturgeschichte des Essens und Trinken. Sie studierte Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Völkerkunde, Germanistik und Kulturpsychologie und hat verschiedene Ausstellungen zur Geschichte der Kulinarik konzipiert.
brikada-Bewertung:
Kulturhistorisch und kulinarisch höchst lehrreiche und unterhaltsame Lektüre, hervorragend geschrieben und bestens bebildert. Ermutigt junge Frauen, sich in das Abenteuer Kochen zu stürzen. Prima der Anhang mit Adressen von Museen, Kulturinstitutionen und Restaurants ausgezeichneter Köchinnen in Europa.
Doris Losch
Leserbewertung:
Schreiben Sie an info@brikada.de. Wir veröffentlichen an dieser Stelle Ihre persönliche Meinung zum oben genannten Buch.
Katja Mutschelknaus: "Frauen mit Geschmack", gebunden mit Schutzumschlag, 160 Seiten mit 200 Abbildungen, 21 x 27,5 cm, 24.95 Euro, ISBN 978-3-938045-46-6, erschienen im Elisabeth Sandmann Verlag, München.